Leitungswasser mineralisieren
Der komplette Guide (2025)

Ein Ratgeber von Dr. Martin Weber - Apotheker und Lebensmittelchemiker

Leitungswasser mineralisieren ist einfacher als die meisten denken und kann den Unterschied zwischen einem flachen Wassergeschmack

Besonders wenn du eine Osmose-Anlage nutzt, fehlen deinem Wasser fast alle Mineralien. Aber auch normales Leitungswasser ist im Vergleich zu Mineralwasser relativ mineralarm.

In diesem Guide zeige ich dir alle vier bewährten Methoden - ehrlich und unabhängig.

Am Ende weißt du genau, welche Methode zu deinen Bedürfnissen passt - ob für den Wassersprudler, nach der Osmosefilterung oder einfach für den besseren Geschmack deines Leitungswasser.

Warum sollte man Leitungswasser mineralisieren?

Leitungswasser in Deutschland ist sauber und streng kontrolliert - das steht außer Frage. Allerdings ist es im Vergleich zu Mineralwasser relativ mineralarm. Während die Trinkwasserverordnung vor allem Schadstoffe begrenzt, gibt es keine Mindestanforderungen für den Mineraliengehalt.

In meiner Arbeit als Lebensmittelchemiker habe ich über die Jahre zahlreiche Trinkwasseranalysen selbst durchgeführt. Der Unterschied ist signifikant. Die folgende Tabelle zeigt grobe Durchschnittswerte des Mineralgehalts in mg/l von Leitungswasser im Vergleich zu durchschnittlichem Mineralwasser.

Vergleich: Leitungswasser vs. Mineralwasser

Mehr Informationen zu den regionalen Unterschieden des Mineraliengehalts von Leitungswasser findest du auf unserer Infoseite:

Mineraliengehalt im Leitungswasser

Besonders kritisch wird es bei Osmose-Anlagen oder entkalktem Wasser: Hier werden bis zu 99% aller Mineralien herausgefiltert. Das Ergebnis ist zwar chemisch reines Wasser, aber eben auch eines, das kaum noch zur Mineralstoffversorgung beiträgt.

Welche Mineralien sind wichtig?

Mineralstoffe sind kleine Bausteine mit großer Wirkung. Einige sind unverzichtbar für Muskeln, Nerven und Energiehaushalt - diese solltest du im Blick behalten:

Funktion Mineralien im Körper

Warum ist demineralisiertes Wasser problematisch?

Neben dem fehlenden Beitrag zur Mineralstoffversorgung gibt es weitere Aspekte, die gegen stark entmineralisiertes Wasser sprechen. Epidemiologische Studien deuten auf konkrete Gesundheitsrisiken bei dauerhaftem Konsum von sehr weichem oder demineralisiertem Wasser hin:

Herz-Kreislauf-System

Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen weichem Wasser (niedrige Gesamthärte) und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, plötzlichen Herztod und Schlaganfälle. Dabei gilt Magnesium als hauptsächlicher Schutzfaktor – eine geringere Magnesiumzufuhr kann zu Herzrhythmusstörungen und erhöhtem Blutdruck führen.

Knochengesundheit

Insbesondere bei Kindern und älteren Menschen kann eine zu niedrige Calcium- und Magnesiumzufuhr zu Osteopenie und Osteoporose beitragen. Studien zeigen sogar, dass der Konsum von weichem Wasser in der Schwangerschaft mit einem höheren Risiko für Frühgeburten und niedriges Geburtsgewicht verbunden sein kann.

Elektrolythaushalt

Untersuchungen deuten darauf hin, dass entmineralisiertes Wasser zu einer erhöhten Ausscheidung von Elektrolyten (Natrium, Kalium, Chlorid) über den Urin führen kann. Dies kann den Elektrolythaushalt destabilisieren und die Nieren belasten.

Kochen

Demineralisiertes Wasser wirkt wie ein "hungriges" Lösungsmittel. Studien zeigen, dass das Kochen von Lebensmitteln in weichem oder demineralisiertem Wasser bis zu 60% der im Lebensmittel enthaltenen Mineralstoffe herauslöst. Beim Kochen in hartem Wasser geht deutlich weniger verloren – teilweise geht sogar Mineralstoff vom Wasser ins Lebensmittel über.

Geschmack

Wasser mit sehr niedriger Gesamthärte schmeckt laut WHO "flach und fade". Menschen trinken davon oft weniger, was die Flüssigkeitszufuhr reduziert. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ist aber für alle Körperfunktionen essenziell.

Angesichts dieser Risiken empfehlen Experten, Reverse-Osmose-Wasser zu remineralisieren oder mit Mineralwasser bzw. mineralisiertem Wasser zu mischen, um den Verlust an essentiellen Mineralien auszugleichen.

Wann ist Mineralisierung sinnvoll?

Nicht jeder muss sein Leitungswasser mit Mineralien anreichern. Es gibt aber konkrete Situationen, in denen es eindeutig Sinn ergibt.

Wann du mineralisieren solltest:

Osmose-Anlagen: Diese Systeme entfernen 95-99% aller Mineralien. Hier ist eine Remineralisierung eindeutig empfohlen, damit das Wasser nicht komplett „leer" ist. Experten empfehlen, Reverse-Osmose-Wasser zu remineralisieren.

Wassersprudler (Sodastream & Co.): Wenn du auf gekauftes Mineralwasser verzichten und trotzdem mineralisiertes Sprudelwasser genießen möchtest, ist die Mineralisierung sinnvoll.

Weiches Wasser: In manchen Regionen Deutschlands ist das Leitungswasser von Natur aus sehr mineralarm (wenig Kalk). Hier lohnt sich eine Anreicherung.

Als Alternative zu gekauftem Mineralwasser: Wenn du Plastikflaschen vermeiden und nachhaltiger leben möchtest, ist mineralisiertes Leitungswasser die perfekte Lösung.

Vegetarier und Veganer: Durch den Verzicht auf tierische Produkte kann die Mineralstoffaufnahme über die Nahrung geringer ausfallen. Calcium aus mineralreichem Wasser kann hier eine wertvolle Ergänzung sein.

Wann Mineralisierung NICHT nötig ist:

✔ Du trinkst bereits regelmäßig Mineralwasser

✔ Deine Ernährung ist sehr mineralstoffreich (viel Gemüse, Nüsse, Vollkorn, Milchprodukte)

✔ Dein Leitungswasser ist von Natur aus hart (viel Kalk = viele Mineralien)

"Die Aufnahme von Magnesium, Calcium und Zink ist allerdings bei Gemüse und Salat oft gehemmt, da diese Mineralien schwerlösliche Verbindungen mit andern Pflanzeninhaltsstoffen wie Phytinsäure oder Oxalsäure eingehen."

"Für eine zuverlässige Mineralienversorgung sollte diese also als Mineralwasser und mit etwas Abstand zu pflanzlichen Lebensmittel konsumiert werden."

"Ebenso werden Calcium und Magnesium verdünnt in Wasser und verteilt über den Tag viel besser aufgenommen, als in Form von Kapseln, Tabletten oder einer einmaligen hohen Dosis einer Brausetablette"

- Dr. Martin Weber

Methoden im Vergleich – Leitungswasser mineralisieren

Wenn du dein Wasser mineralisieren möchtest, stehen dir grundsätzlich vier Methoden zur Verfügung. Ich habe alle vier in der Praxis getestet und erkläre dir ehrlich die Vor- und Nachteile.

Leitungswasser mineralisieren flüssiger Mineralzusatz

Methode 1: Flüssige Mineralkonzentrate

Flüssige Mineralkonzentrate sind hochkonzentrierte Lösungen aus gelösten Mineralsalzen. Du gibst einfach ein paar Tropfen oder Spritzer ins Wasser - fertig. Diese Produkte gibt es mittlerweile von verschiedenen Herstellern, oft mit praktischen Dosier- oder Sprühsystemen.

Die Konzentrate bestehen aus in Wasser gelösten Mineralien - häufig aus konzentriertem Meerwasser oder aus gereinigten Mineralsalzen. Die Mineralien liegen bereits in ionischer Form vor und sind sofort verfügbar.

Vorteile
Nachteile

Kosten im Detail:

Die Kosten variieren je nach Hersteller und Produkt. Hochwertige flüssige Konzentrate kosten typischerweise etwa 0,15-0,25€ pro Liter mineralisiertes Wasser - deutlich günstiger als gekauftes Mineralwasser (0,50-1,50€/Liter je nach Marke).

Für wen ist es geeignet?

Osmosefilter-Nutzer: ⭐⭐⭐⭐⭐

Wassersprudler: ⭐⭐⭐⭐⭐

Mineralwasser-Ersatz: ⭐⭐⭐⭐⭐

Reisende: ⭐⭐⭐⭐

Leitungswasser mineralisieren Mineralpulver

Methode 2: Mineralpulver

Mineralpulver sind Pulvermischungen aus verschiedenen Mineralsalzen, die du ins Wasser einrührst. Es gibt sie als reine Mineralpulver oder als meist aromatisierte Elektrolytpulver mit zusätzlichen Inhaltsstoffen.

Vorteile
Nachteile

Kosten im Detail:

Die Kosten für Mineralpulver variieren stark je nach Hersteller und Zusammensetzung. Typischerweise liegen sie bei 0,40-1,00€ pro Liter mineralisiertes Wasser. Damit sind Pulver oft teurer als flüssige Konzentrate, aber immer noch günstiger als gekauftes Mineralwasser.

Für wen ist es geeignet?

Für größere Mengen: ⭐⭐⭐⭐

Osmosefilter-Nutzer: ⭐⭐⭐

Wassersprudler: ⭐⭐ (Pulver und Kohlensäure schäumen stark)

Osmosewasser remineralisieren - so geht's

Methode 3: Remineralisierungskartuschen

Remineralisierungskartuschen sind Filterkartuschen mit Mineralgranulat (z.B. Kalzit, Dolomit, Korallenstein), die direkt in die Osmose-Anlage eingebaut werden. Wenn das Wasser durch die Patrone fließt, lösen sich geringe Mengen an Calciumcarbonat oder Magnesiumcarbonat. Dadurch steigt der pH-Wert leicht an, und das Wasser nimmt Calcium- und Magnesiumionen auf.

Vorteile
Nachteile

Kosten im Detail:

Eine Kartusche kostet zwischen 30 und 60 Euro und hält 6 bis 12 Monate.

Für wen ist es geeignet?

Osmose-Anlagen-Besitzer: ⭐⭐⭐

Bequemlichkeit-Liebhaber: ⭐⭐⭐

Nicht geeignet für: Reisende

Leitungswasser mineralisieren Mineralsteine

Methode 4: Mineralsteine und Himalaya-Salz

Natürliche Mineralsteine (wie Sango-Koralle oder Maifan-Steine) oder Himalaya-Salz werden ins Wasser gelegt. Mineralien lösen sich langsam heraus und reichern das Wasser an.

Vorteile
Nachteile

Kosten im Detail:

Mineralsteine kosten einmalig 10-30 Euro, Himalaya-Salz etwa 5 Euro pro Kilogramm.

Für wen ist es geeignet?

Experimentierfreudige: ⭐⭐

Nicht empfohlen für: Osmose, Wassersprudler, als Mineralwasser-Ersatz

Alle Methoden auf einen Blick

Vergleich: 4 Methoden zum Leitungswasser mineralisieren

Flüssig vs. Pulver – Was ist besser?

Die beiden beliebtesten Methoden – flüssige Konzentrate und Pulver – verdienen einen genaueren Vergleich. Beide haben ihre Berechtigung, aber nach 20 Jahren Erfahrung habe ich eine klare Meinung dazu.


Was für flüssige Konzentrate spricht:


Bei der Anwendung sind Flüssig-Konzentrate unschlagbar - kein Rühren, kein Warten, einfach dem Wasser hinzugeben und fertig. Die Mineralien sind bereits vollständig gelöst.

Ein großer Pluspunkt ist die Wassersprudler-Tauglichkeit: Während Pulver in Kombination mit Kohlensäure stark schäumt und deshalb nach dem Sprudeln hinzugegeben werden müssen, lassen sich flüssige Konzentrate problemlos vor dem Sprudeln zugeben. Die Zugabe des Pulvers nach dem Sprudeln verursacht leider, dass ein Teil der Kohlensäure wieder entweicht.

Wichtiger Zusatznutzen für Wassersprudler: Wenn du flüssige Mineralien vor dem Sprudeln hinzugibst, kann mehr Kohlensäure im Wasser gebunden werden. Das bedeutet: Du brauchst weniger CO₂ und sparst bares Geld, weil du die Gaskartusche deines Wassersprudlers seltener wechseln musst.

Die Kosten sprechen ebenfalls für Flüssig-Konzentrate: Mit etwa 0,20€ pro Liter liegen sie meist deutlich unter Pulvern (0,40-1,00€/Liter) und natürlich weit unter gekauftem Mineralwasser.


Was für Pulver spricht:


Die Verfügbarkeit ist ein Vorteil. Es gibt zahlreiche Hersteller und eine breite Produktauswahl.

Für manche Anwendungen, bei denen größere Mengen auf einmal angerührt werden, kann Pulver praktisch sein, wenn du bereit bist zu warten und zu rühren.


Leitungswasser mineralisieren für Wassersprudler & Sodastream

Viele Menschen nutzen einen Wassersprudler und denken sich dabei nicht viel. Das Leitungswasser wird gesprudelt, schmeckt erfrischend – und fertig. Doch hier gibt es zwei wichtige Punkte zu bedenken:

1. Leitungswasser ist mineralarm


Deutsches Leitungswasser ist zwar sauber, enthält aber deutlich weniger Mineralien als gekauftes Mineralwasser. Das gilt natürlich unabhängig davon, ob du es direkt trinkst oder vorher sprudelst. Die Kohlensäure ändert nichts am Mineralgehalt.

Viele Menschen gehen davon aus, dass ihr Leitungswasser bereits ausreichend Mineralien enthält oder dass sie genug über die Nahrung aufnehmen. Das mag in einigen Fällen stimmen – doch gerade bei weichem Wasser oder mineralstoffarmer Ernährung kann mineralisiertes Wasser einen wertvollen Beitrag leisten.

2. Gekauftes Mineralwasser = Mineralien + Kohlensäure


Wenn du im Supermarkt eine Flasche Mineralwasser kaufst, bekommst du beides: Wasser mit natürlichen Mineralien aus der Quelle und Kohlensäure. Mit dem Wassersprudler erhältst du nur die Kohlensäure – die Mineralien musst du selbst hinzufügen, wenn du ein vollwertiges Mineralwasser haben möchtest.

Variante A - flüssiges Konzentrat:

1. Mineralien ins Wasser geben (gemäß Herstellerangabe)

2. Kurz schwenken

3. Dann erst sprudeln → Kein Problem!

Zusatz-Tipp: Wenn du die Mineralien vor dem Sprudeln hinzugibst, kann mehr Kohlensäure im Wasser gebunden werden. Das bedeutet konkret: Du sparst CO₂ und musst deine Gaskartusche seltener wechseln – das spart bares Geld!

Variante B - Pulver:

1. Wasser sprudeln

2. Erst danach Pulver zugeben → Schäumt aber trotzdem leicht

Zusatz-Tipp: Für Wassersprudler wie z.B. den Sodastream empfehle ich eindeutig flüssige Konzentrate. Sie schäumen nicht und lassen sich vor dem Sprudeln zugeben - plus der Vorteil der CO₂-Einsparung.

Lagerung:

Ungekühlt: Innerhalb von 1-2 Tagen verbrauchen

Gekühlt: 3-5 Tage haltbar

Mit Kohlensäure: Etwas kürzer haltbar, da die Kohlensäure entweicht

Tipp: Mineralisiere dein Wasser immer frisch und nicht auf Vorrat. So schmeckt es am besten.

FAQ – Häufige Fragen 

Kann man zu viel mineralisieren? 
Schmeckt mineralisiertes Leitungswasser anders? 
Ist mineralisiertes Leitungswasser gesünder? 
Verliere ich Mineralien beim Kochen? 
Kann ich auch Meersalz oder Himalaya-Salz verwenden? 
Kann ich Mineralkonzentrate auch in anderen Getränken verwenden? 
Wie finde ich das richtige Produkt? 
Was ist besser: Mineralwasser kaufen oder selbst mineralisieren? 

Über den Autor:

Mein Name ist Dr. Martin Weber. Ich bin Apotheker und Lebensmittelchemiker mit über 20 Jahren Erfahrung in der Beratung rund um Trinkwasser und Mineralstoffversorgung. 

Meine Mission: Aufklärung über die Möglichkeiten, hochwertiges mineralisiertes Wasser selbst herzustellen - ohne Plastikflaschen, ohne Schleppen, ohne Kompromisse bei der Qualität. 

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